Dr. Elena Rumyantseva-Mathey

Dr. Elena Rumyantseva-Mathey im Interview

Die Expertin praktiziert seit 2004 und ist auf den Gebieten der Dermatologie, dermatologischen Chirurgie und ästhetischen Medizin eine der führenden Fachärzte in Frankreich. Sie referiert auf den wichtigsten nationalen und internationalen Kongressen (IMCAS, EUROMEDICOM, EADV, AAAMC, MCA) und verfügt über viel Erfahrung bei der Schulung von Hyaluronsäure-Unterspritzungen, BoNT-A, Fadenliftings, Mesotherapie und Peelings.

Für ihren Einfluss auf die Entwicklung der ästhetischen Medizin wurde sie mit dem „Golden Lancet“ und dem „the Art of Beauty“ Award ausgezeichnet.

Frau Dr. Rumyantseva-Mathey ist Autorin und Co-Autorin von über 50 wissenschaftlich Artikeln in Fachzeitschriften der ästhetischen Dermatologie, sowie wissenschaftliche Beraterin und Meinungsführerin  auf dem Gebiet der ästhetischen Dermatologie in verschiedenen (Beauty-) Unternehmen der Branche (Paris, France)

Fadenlifting

Wie viele Behandlungen im ästhetischen Bereich ist auch das Fadenlifting eine Zufallsentdeckung: Dr. Kim Dong-Jun in Seoul behandelte Gesichtsschmerzen mit Akupunktur und später mit PDO-Fäden. Er stellte schnell fest, dass gleichzeitig eine Straffung des Gesichts festzustellen war.
PDO-Fäden werden in der Chirurgie seit ca. 80 Jahren zum Verschließen von Operationswunden verwendet. Das Material ist also hinreichend untersucht und sehr sicher in der Anwendung.

Yvonne Hackmann: Frau Dr. Rumyantseva, um was genau handelt es sich bei einem Fadenlifting?

Dr. Elena Rumyantseva: Das Fadenlifting ist eine minimalinvasive (i.S.v. wenig traumatisch für das Gewebe) Behandlungsmethode, um die Haut des Gesichts und / oder Körpers mithilfe von speziellen selbstauflösenden Fäden zu straffen. Die Fäden geben dem Gewebe Stabilität und halten es in der richtigen Position. Die Fäden sind absolut sicher und lösen sich von selbst wieder auf.

Yvonne Hackmann: Frau Dr. Rumyantseva, Sie behandeln in Ihrer Praxis in Paris Ihre Patienten auch mit Fadenliftings. Welche Hautprobleme lassen sich Ihrer Meinung nach am besten mit Fadenliftings behandeln?

Dr. Elena Rumyantseva: Etliche Indikationen können sehr erfolgreich mit einem Fadenlifting behandelt werden. Zum Beispiel können biostimulierende Fäden verwendet werden, um Falten auf der Stirn, im Augenbereich, im Bereich um den Mund herum, auf den Wangen, dem Hals und dem Dekolleté zu behandeln.
Die Implantation von Fäden kann notwendig sein, wenn der Patient moderate Alterserscheinungen der Haut, aber auch Deformationen der ursprünglich ovalen Gesichtsform aufweist, wie beispielsweise das Absacken („sagging“) des Gewebes im unteren Gesichtsdrittel oder das Auftreten eines Doppelkinns.
Ein Fadenlifting kann helfen, das obere Augenlid und die Augenbrauen anzuheben, Wangenvolumen zu bilden, die Innenseite der Oberschenkel, der Oberarme und den Bauch zu straffen.
Neuerdings gibt es Techniken um die Nase (minimalinvasive Rhinoplastik) oder das Lippenweiss zu verkürzen (Bullhorn-Lift).

Yvonne Hackmann: Welchen Unterschied gibt es unter den verschiedenen Fäden? Womit arbeiten Sie am liebsten, und warum?

Dr. Elena Rumyantseva: Es gibt etliche verschiedene Arten von Fäden, die das Ergebnis der Behandlung beeinflussen. Mono-Fäden werden verwendet um das Gewebe zu stärken und stabilisieren, während die (Zug-)Fäden mit den Widerhaken verwendet werden, um ein durch den Alterungsprozess verursachtes Sagging des Gewebes zu liften.
Es gibt unter den Fäden verschiedene Materialien, Polydioxanone (PDO), Poly-L-Milchsäure (PLLA), Polycaprolactone (PCL) and verschiedene Mischungen. Jedes Polymer verfügt über spezifische Eigenschaften, sodass der Behandler die Fäden je nach Indikation wählt.
In meiner Praxis verwende ich häufiger PDO-Fäden, da diese im Herstellungsprozess verschiedene Formen von Widerhaken erhalten können und somit den besten Effekt für ein Lifting mit sich bringen.

Yvonne Hackmann: Gibt es bestimmte Behandlungen, die Sie ablehnen?

Dr. Elena Rumyantseva: Fäden können bei vielen Indikationen Anwendung finden, die mit erschlafftem Gewebe und einer Ptosis (Absacken von Gewebe) einhergehen.
Ich empfehle aber kein Fadenlifting zur Behandlung von Brüsten. Das liegt daran, dass sie die initiale Größe und Lokalisation variieren können.
Nicht jede Nasenkorrektur ist mit einem Fadenlifting durchführbar. Ebenso empfehle ich keine Behandlung der Nase nach einer chirurgischen Nasenkorrektur, da das Risiko für Durchblutungsstörungen und damit einhergehender Nekrose  (Absterben von Gewebe) erhöht ist.
Wir sollten uns ins Gedächtnis rufen, dass ein Fadenlifting an sich eine sichere Methode mit einem klaren Ergebnis und einer unproblematischen Downtime darstellt.
Aber unsere Patienten lassen sich nicht nur und ausschließlich mit Fäden behandeln. Also ist es wichtig, den Patienten zu erklären, wann ein Fadenlifting in Frage kommt, und welche Behandlungen mit einem Fadenlifting kombiniert werden können. Zum Beispiel sollten Fäden nicht in Gewebe implantiert werden, das zuvor mit Biopolymeren behandelt wurde. Patienten sollten vor einem Fadenlifting einen Zahnarzt aufsuchen um versteckte Infektionsherde auszuschließen. Nach einer Laser-, Ultraschall- oder Radiofrequenztherapie sollte mindestens 1,5-2 Monate gewartet werden, bevor ein Fadenlifting gemacht wird. Etwa 1,5-2 Monate nach einem Fadenlifting sollte eine Fillerbehandlung auf Hyaluronbasis durchgeführt werden.

Yvonne Hackmann: Wann sollte kein Fadenlifting durchgeführt werden? Was spricht gegen ein Fadenlifting?

Dr. Elena Rumyantseva: Bei onkologischen und Autoimmunerkrankungen, Blutgerinnungsstörungen, akuten Infektionen, Verschlechterung von chronischen Erkrankungen, Neigung zu Kelloidbildung (Narbenwucherungsstörung), während der Stillzeit und in der Schwangerschaft, oder bei Unverträglichkeiten gegenüber dem Material (die aber nur sehr selten auftreten).

Yvonne Hackmann: Wann ist der beste Zeitpunkt, über ein Fadenlifting nachzudenken?

Dr. Elena Rumyantseva: Bisher wurden Fadenliftings immer für Patienten empfohlen, bei denen bereits ästhetische Probleme sichtbar waren (wie fortgeschrittener Ptosis) und mit einem Alter von über 40-45 Jahren weil es keine minimaltraumatischen Behandlungsmethoden und keine selbstauflösenden Fäden gab.
In der modernen ästhetischen Medizin spielt das Alter jedenfalls keine übergeordnete Rolle mehr. Vielmehr geht es darum, die Indikationen zu betrachten. So kann ein Fadenlifting für jüngere Patienten (28-30 Jahre alt) als Prävention durchgeführt werden, um die ovale Gesichtsform zu verstärken oder das Wangenvolumen hervorzuheben.
Auf diese Art habe ich meine Patienten über 10 Jahre beraten und behandelt. Aber nicht allen Patienten oder Behandlern ist dies bekannt. Nicht jeder versteht, dass es wesentlich einfacher ist, präventiv zu arbeiten als später ein Problem beheben zu müssen. Dies passiert auch in anderen Bereichen der Medizin. Die meisten Menschen fangen an, Vitamine u.ä. zu sich zu nehmen, wenn das Problem bereits aufgetreten ist – gute Beispiele hier sind Haarausfall, Müdigkeit, Ergrauung u.a. Nur 5% der Patienten nehmen Vitamine, um der Entstehung von Problemen vorzubeugen.
So kommt es, dass die höchste Indikation für Fadenlifting eine Ptosis des Mittel- und unteren Gesichtsdrittels darstellt. Den Patienten empfehle ich über eine Korrektur nachzudenken, sobald die ersten Anzeichen eines Saggings (Absacken des Gewebes) feststellbar sind. Das passiert normalerweise im Alter von ca. 33-38 Jahren.

Yvonne Hackmann: Wie lange dauert eine Behandlung?

Dr. Elena Rumyantseva: Die Implantation der Fäden dauert ungefähr 20-30 Minuten, aber die Vorbereitung mit Desinfektion, Lokalanästhesie usw. muss im Vorfeld auch durchgeführt werden, sodass man mit 40 – 60 Minuten rechnen sollte.

Yvonne Hackmann: Wie lange hält das Ergebnis in der Regel an?

Dr. Elena Rumyantseva: Die Dauer des Ergebnisses hängt vom Korrekturbereich, der Art der Fäden und deren Anzahl ab. In Bereichen mit aktiven Gesichtsausdrücken (z. B. Stirn, Augenbrauen) kann das Ergebnis etwa sechs Monate, manchmal 6 bis 8 Monate lang andauern, beim Lifting des mittleren und unteren Drittels des Gesichts dauert das Ergebnis ca. 12 bis 14 Monate lang an.

Yvonne Hackmann: Worauf müssen sich Patienten nach einer Behandlung einstellen? Müssen Sie etwas Bestimmtes beachten?

Dr. Elena Rumyantseva: Die Heilungsphase nach einem Fadenlifting ist unkompliziert. Die Patienten sollten darüber informiert sein, dass es zu kleinen blauen Flecken, Schwellungen und Hautfalten kommen kann. Die ersten 3-5 Tage können leicht schmerzhaft sein. Aber diese Nebenwirkungen vergehen schnell von selbst, ohne dass eine weitere Behandlung nötig wäre. Die ersten 24 h sollte der Patient starke mimische Gesichtsbewegungen vermeiden. In den ersten 3-4 Wochen sollte auf sportliche Betätigung verzichtet werden, ebenso auf den Besuch einer Sauna oder eines Schwimmbades. In manchen Fällen wird der Behandler die behandelten Bereiche mit Tapes fixieren, um die Beweglichkeit zu minimieren und damit das Risiko für Schwellungen und Schmerzen.
Dasselbe Ergebnis erhalten die Patienten, wenn sie eine Kompressionsmaske tragen, die jederzeit ausgezogen werden kann. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollte die Kompressionsmaske über 1,5 Monate getragen werden.

Yvonne Hackmann: Wie kann ein Patient den richtigen Behandler finden? Nicht jeder kann eine Reise nach Paris auf sich nehmen :)

Dr. Elena Rumyantseva: Eine Reise nach Paris ist nicht notwendig. Es gibt viele gute Behandler in Deutschland. Der Behandler sollte verschiedene spezifische Trainings im Bereich Fadenlifting abgeschlossen haben und mit zertifizierten Produkten arbeiten. Er/sie sollte Sie zu einem Beratungsgespräch einladen und den Ablauf einer Behandlung erklären, einen Aufklärungsbogen mit Ihnen durchgehen und den Patienten über eventuelle Nebenwirkungen und Komplikationsmöglichkeiten aufklären (Schwellung, Schmerzen, blaue Flecken, kleinere Hautfalten, die nach Implantation von Fäden logisch sind)
Der Patient sollte sich den Behandlungsraum zeigen lassen. Es sollte ein spezieller Raum für Injektionen und kleinere chirurgische Eingriffe sein, der auf andere Art ausgestattet ist als ein Raum für Massagen und Hautbehandlungen.
Die Einrichtung beschränkt sich auf die nötigsten Möbelstücke, die Lichtverhältnisse sind geeignet, eine medizinische Behandlungsliege und Oberflächen, die leicht desinfizierbar sein müssen.

Yvonne Hackmann: Sie schulen sehr erfolgreich international Ärzte und Heilpraktiker in der Anwendung verschiedener Fadenlifting-Techniken.
Was ist bei der Auswahl von Schulungen zu beachten?/ Woran erkennen Behandler eine gute Schulung?

Dr. Elena Rumyantseva: Das richtige Training auszuwählen ist nicht kompliziert, es sollten verschiedene Kriterien beinhalten: Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt auf maximal 10, es sollte verschiedene Niveaus (von Anfänger bis Fortgeschrittene) angeboten werden, die Möglichkeit, an einem Modell unter Aufsicht des Trainers zu arbeiten (wenn Sie nur zusehen dürfen, reicht das nicht aus!), die Analyse von verschiedenen Techniken, Komplikationsmanagement.
Die Konditionen Voraussetzungen/Bedinungen für ein Training sind ebenfalls von Bedeutung. Die Trainings finden in Behandlungsräumen statt, die Behandler tragen spezielle Kleidung, das Material ist Einweg. Diese Trainings sind meist in Zusammenarbeit mit Berufsverbände und zertifizierten Ausbildungszentren.

Yvonne Hackmann: Ist ein Fadenlifting im Ergebnis vergleichbar mit einem chirurgischen Facelift?

Dr. Elena Rumyantseva: Ich denke, es ist nicht richtig, „Song“ und „Tanz“ miteinander zu vergleichen. Also vergleiche ich nie die Ergebnisse eines Fadenliftings mit denen eines chirurgischen Eingriffs. Jede Technik hat ihre eigenen Indikationen, Kontraindikationen und Heilungsdauer. Derzeit bieten immer mehr plastische Chirurgen auch Fadenlfitings in deren Praxen an, weil die Fadenliftings helfen, die Ptosis des Gewebes zu verlangsamen/verringern, und so die Notwendigkeit eines chirurgischen Liftings hinauszögern

Yvonne Hackmann: Welche Fragen sollten Patienten beim Beratungsgespräch Ihrer Meinung nach dem Behandler unbedingt stellen?

Dr. Elena Rumyantseva: Bei der Auswahl eines guten Behandlers wird der Behandler von sich aus auf alle wesentlichen Punkte eingehen.

Hier sind die Fragen, die ich selbst stelle:

  • Ist ein Fadenlifting für mich geeignet?
  • Welche Fäden empfehlen Sie warum für mich?
  • Welche Lokalanästhesie wird angewendet? (Sie sollten keine Allergien gegen die Lokalanästhetika haben)
  • Wie lange wird die Rekonvaleszenz dauern und was erwartet mich in diesem Zeitraum?
  • Wann werden die Ergebnisse der Behandlung sichtbar?
  • Wann soll ich die Behandlung wiederholen? Wie lange halten die Ergebnisse voraussichtlich an?

Vergessen Sie nicht, Ihren Behandler über alle Ihre Erkrankungen und Medikamente aufzuklären, ebenso über künftige geplante Eingriffe, auch wenn diese in anderen Körperregionen stattfinden sollen. Lesen Sie den Aufklärungsbogen nicht erst am Tag der Behandlung, sondern am Tag des Beratungsgesprächs, damit Sie über die Behandlung nachdenken können.

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